Am 12.10.2013 demonstrierten erneut rund 140 teils vollvermummte Neonazis in der Göppinger Innenstadt, darunter szeneprominente Redner aus dem freien Kameradschaftsspektrum, der NPD und der Partei “DIE RECHTE”. So sprach der mehrfach vorbestrafte Rechtsextremist Dieter Riefling in seiner Rede der Führungsspitze der griechischen Partei “Chrysi Avgi” (“Goldene Morgenröte”), die Ende September – kurz nach der Ermordung eines linken Musikers – wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung (Tatvorwürfe: Totschlag, Körperverletzung, Erpressung, Sprengstoffanschläge, Geldwäsche) verhaftet worden war, im Namen aller Teilnehmer seine “vollste Solidarität” aus. Auch das Unterstützerumfeld der Angeklagten im Prozess um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) fand sich unter den Teilnehmern ein. Organisatoren der Demonstration waren – wie im Vorjahr – die Autonomen Nationalisten Göppingen.

Gegen Neonazismus, Fremdenhass und Gewalt wendeten sich derweil der KREIS GÖPPINGEN nazifrei e.V., der Kreisjugendring Göppingen, der DGB, die IG Metall, die SPD, das Bündnis 90/Die Grünen sowie die Göppinger Ortsgruppe von Amnesty International mit einer gemeinsam veranstalteten Gegenkundgebung auf dem Marktplatz von 10.00 bis 17.00 Uhr sowie der “Göppinger Straße der Demokratie” in der angrenzenden Marktstraße, auf der ab 12.00 Uhr verschiedene politische Parteien, Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und lokale Vereine mit ihren Ständen und Aktionen klare Position gegen braunes Gedankengut und für Toleranz und Demokratie bezogen. Zudem bot das Netzwerk Jugend dort eine “Schutzinsel” für Kinder und Jugendliche an, von wo aus es ganztägig das Demonstrationsgeschehen in der Innenstadt begleitete. Schon im Vorfeld hatten über 100 Organisationen und Einzelpersonen ihre Unterstützung der Göppinger Straße der Demokratie erklärt.

Mehrere hundert Teilnehmer fanden sich dann auch zur zentralen Gegenkundgebung auf dem Göppinger Marktplatz ein. Vertreter aus Politik (Landrat Edgar Wolff, Oberbürgermeister Guido Till, SPD-Kreisvorsitzender Sascha Binder, Grünen-Landesvorsitzender Chris Kühn), Kirchen (Pfarrer Walter Scheck), Gewerkschaften (Ver.di-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier), Migrantenorganisationen (Integrationsausschuss, Melek Kandilli) brachten ihre Ablehnung der braunen Ideologie zum Ausdruck, während die Bands Box Beat, Rocket Rollator und Unsaturate sowie die Solokünstler Phillip Frei, Ninel Cam und Werner Dannemann für ein buntes, musikalisches Begleitprogramm sorgten. Nachmittäglicher Höhepunkt auf dem Marktplatz war der Massenaufstieg von Luftballons mit den Botschaften der Göppinger Bürger gegen Rechtsextremismus. Mit Lesungen von Texten der Weißen Rose und Auszügen aus dem Buch “Göppingen unterm Hakenkreuz” wurde schließlich all derjenigen gedacht, die unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft verfolgt, misshandelt und systematisch getötet wurden.

Bis auf einzelne externe Störungen verlief die Göppinger Straße der Demokratie harmonisch und vollständig friedlich. An anderer Stelle kam es jedoch erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Linksautonomen und der Polizei, im Zuge derer ca. 70 Gegendemonstranten und sieben Polizisten verletzt sowie rund 500 Personen, darunter nach ersten Augenzeugenberichten auch friedliche Demonstranten und Unbeteiligte, in Gewahrsam genommen wurden.

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