„Sind Themen wir Rassismus und Toleranz oder Zivilcourage nicht langsam ein alter Hut?“ war eine Frage, die in diesem Schuljahr häufig vorkam, wenn sich die Theater- AG der Kaufmännischen Schule Göppingen zum Proben getroffen hat. Schnell war klar, dass das diesjährige Stück im Gegensatz zum letzten Jahr keine lustige Komödie mit Happy End werden kann. Aber wie darstellen, was Menschen verletzt, wie Menschen einander behandeln? Nicht nur in Krisengebieten, sondern eben auch in Göppingen und an der eigenen Schule. So stellen sich die Schüler auch immer wieder auch der Frage, wann sie selbst konfrontiert werden mit gruppenbezogenem menschenfeindlichem Verhalten aber auch, wann sie selbst andere Menschen wegen ihrer Herkunft oder Äußerlichkeiten abwerten.
Das diesjährige Stück stammt aus der Feder von Siora Keller, selbst Schülerin am Wirtschaftsgymnasium Göppingen. Für ihr Stück erhielt sie den Anne- Frank Preis zusammen mit dem Titel Anne- Frank- Botschafterin 2013. In dem Drama geht es um eine Hausgemeinschaft, die sich aus vielen verschiedenen Menschen zusammensetzt. So lebt die Pfarrsfamilie neben einem homosexuellen Pärchen, außerdem wohnen eine Jüdin, eine türkische Familie und eine Frau aus dem Kongo auch noch auf dem gleichen Hausflur. Aus Altersgründen überträgt der bisherige Hausbesitzer die Geschäfte seinem Sohn, der wiederum einzelnen Hausbewohnern sehr skeptisch gegenüber steht. So werden neben der Mieterhöhung neue Regeln in der Hausordnung aufgestellt, beispielsweise, dass sich türkischstämmige Jugendliche nicht mehr im Haus treffen dürfen, außerdem soll dann auch noch der Garten für einen Parkplatz zubetoniert werden.
Durch den ständigen Reflexionsprozess über die Inhalte des Stückes entstand ein Prozess, in dem die Ensemblemitglieder der Theater- AG den Text umarbeiteten, auch Figuren umschrieben und neue Konflikte schufen. Viele persönliche Erfahrungen haben sich in die Endfassung eingewoben: Wie geht es Schülerinnen, die mit einem Kopftuch in den Unterricht kommen? Wie ist es, ständig nach seiner Herkunft gefragt zu werden? Gibt es „richtige“ Ansichten oder „falsche“?
Thematisch gliedert sich „Alles für den Garten“ ein in das Überthema der SMV- Arbeit der Kaufmännischen Schule in diesem Schuljahr: Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage. Außerdem entstand ein für die Schüler aber auch die Leiterinnen der AG, Maria Rauhut und Daniela Sickert, spannender Kontakt zum „Kreis Göppingen nazifrei e.v.“. Stefanie Anger, die zweite Vorsitzende, besuchte regelmäßig Proben und zeigte den Schülerinnen und Schülern auch nochmal anhand der gegenwärtigen Entwicklung in Göppingen auf, dass die Inhalte des Stückes sehr aktuell und auf viele Bereiche auch außerhalb der Schule übertragbar sind. Auch Dank der Arbeit mit der Schauspielerin und Theaterpädagogin Ute Wieckhorst (die NWZ berichtete) entstanden spannende Ideen und ein endgültiges Inszenierungskonzept, mit dem nun am Donnerstag und am Freitag die Theater- AG im Alten E- Werk auftreten wird. Das steigende Lampenfieber nehmen die Schülerinnen und Schüler dabei gerne in Kauf. „Das gehört ja auch dazu. Am Ende ist man dann total stolz, aber auch ein bißchen froh, dass es vorbei ist.“ Sind sich alle einig.
Der Eintritt für beide Abende ist frei.
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