Wenn es um Fremdenfeindlichkeit, Gewalttaten und Intoleranz geht, rechtsextreme Gruppierungen Angstzonen schaffen und versuchen, eine Stadt für sich zu vereinnahmen, kann und darf Wegschauen und Kleinreden keine Lösung sein. Dies wollte der KREIS GÖPPINGEN nazifrei e.V. mit seiner Lesung am 01.03.2014 auf dem Göppinger Marktplatz der Bevölkerung bewusst machen und ebenso, dass die alljährlich stattfindende Oktoberdemonstration kein plötzlich auftretendes, zufälliges und von selbst wieder verschwindendes Phänomen ist, sondern lediglich die größte und öffentlichste Aktion einer hochaktiven Neonaziszene, die sich in den letzten Jahren im Landkreis Göppingen verfestigt hat.
Hierzu verlasen vier Mitglieder des Vereins Auszüge aus der im Sandstein Verlag erschienenen Textsammlung “Rechtsextreme Gewalt in Deutschland: 1990 – 2013” sowie aus der im Wunderlich Verlag erschienenen Autobiografie “Vom Saulus zum Paulus” von Johannes Kneifel.
Erstere lässt Opfer und Täter rechtsextremer Gewalttaten und -drohungen, zivilgesellschaftliche Initiativen, RechtsextremismusexpertInnen, aktive Neonazis und AussteigerInnen zu Wort kommen, zeigt aber, unter anderem an den Beispielen Geithains und Limbach-Oberfrohnas, auch, wie schwer sich kommunale Vertreter oftmals tun, die Existenz einer rechtsextremen Szene in der eigenen Stadt überhaupt öffentlich anzuerkennen. Motivation für ein Herunterspielen des Problems ist meist die Furcht vor einem Imageschaden, auch das verdeutlichen die Berichte. Während manche Kommunen letztlich von einem transparenten Umgang hin zu kreativen Lösungen finden, gelingt dies anderen nie.
“Vom Saulus zum Paulus” stellt dagegen die einzelne Gewalttat des Autors in den Vordergrund, der sein Opfer so heftig zusammenschlug, dass dieses schließlich an seinen Verletzungen verstarb. Vorangegangen war der Tat lediglich eine kritische Äußerung des Opfers bezüglich der rechten Gesinnung Kneifels und eines Freundes. Seinen Wandel vom rechten Skinhead zum Theologiestudenten vollzog Kneifel dann während seiner Haftzeit.
Zeitgleich zur Lesung, wurde am Stand des Vereins die frisch herausgegebene Broschüre “Rechtsextremismus im Landkreis Göppingen 2013” verteilt, die sich mit den rechtsextremen Parteien, Gruppierungen und Aktionsformen im Kreis befasst und einen chronologischen Überblick über deren Aktivitäten im vergangen Jahr liefert.
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