Göppingen ist als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet worden: Seit 2007 wird mit Aktionen für Weltoffenheit und Toleranz geworben. Trotz des Erfolgs wollen die Grünen jetzt ein neues Bündnis gegen Rechts gründen.

Aufgeschreckt durch die jüngsten Aktivitäten Rechtsextremer in Göppingen will die Grüne Jugend (GJ) am kommenden Mittwoch um 19.30 Uhr in der Stadthalle ein Bündnis gegen Rechts aus der Taufe heben. „Kreis Göppingen Nazifrei“ soll es heißen und dabei helfen, „die Bürger zu informieren und gegen rechtsradikale Ideologien zu sensibilisieren und mobilisieren“. Angestrebt wird eine „breite gesellschaftliche Initiative, die frei, über soziale, politische oder kulturelle Unterschiede hinweg, als gemeinsame Stimme gegen fremdenfeindliche und nazistische Ideologien im Kreis Göppingen auftritt“. Bei einem vorbereitenden Treffen, an dem auch Mitglieder der linksautonomen Antifa teilnahmen, hatten Vertreter der Jungen Union (JU) zaghaft angeregt, auch den Linksextremismus ins Visier zu nehmen. Offenbar vergeblich.

Im Göppinger Rathaus ist man grundsätzlich „dankbar“, wenn sich Bürger gegen Rechtsextremismus wenden – auch wenn die Hohenstaufenstadt trotz der jüngsten Vorkommnisse (Plakate vor Schulen und zwei kleinere Versammlungen in der Innenstadt) aus der Sicht der Experten von Polizei, Staatsschutz und Jugendarbeit keine Hochburg brauner Aktivisten ist.

In die Anerkennung von Bürgermeisterin Gabriele Zull über das Engagement der Grünen Jugend mischt sich aber auch Verwunderung. Denn die Stadt tut bereits viel und ist dafür 2008 vom Bundesfamilienministerium als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet worden. Göppingen war damals eine der ersten Städte, die für ihr Werben um Weltoffenheit und Toleranz prämiert wurden. Im Rahmen des vom Bund finanziell geförderten Programms „Vielfalt tut gut“ sei in den vergangenen Jahren ein breites Bündnis entstanden, in dem Bürger, Verbände und Schulen mit Projekten das „Miteinander in der Stadt“ gestärkt hätten, betont Gabriele Zull. Ein Gremium, dem auch Vertreter des Jugendgemeinderats, der Kirche und der Landesjugendstiftung angehören, begleitet die Aktionen.

All das wissen auch die Vertreter der Grünen Jugend. An ihrem Ziel, ein neues Bündnis gegen Rechts zu gründen, halten die Nachwuchspolitiker dennoch fest. Sie wollen über die Stadtgrenzen hinaus Flagge zeigen gegen „die Nazis, die auch in unserem Landkreis ihre Ideen verbreiten wollen und dabei auch vor Gewalt nicht zurückschrecken“.

Die Stadt Göppingen will das Programm „Vielfalt tut gut“, das vom Bund weiter gefördert wird, auf jeden Fall fortsetzen. Zumal es bereits neue Pläne gibt wie zum Beispiel das Projekt „Stadtoasen“, das in den Sommerferien startet. Ebenfalls in diesem Jahr will die Stadt mit Sportvereinen und Jugendarbeitern ein Konzept entwickeln, um bisher nicht organisierte Jugendliche – zumindest punktuell – in Vereinen zu integrieren. Mit einer Aktionsreihe im Herbst sollen Toleranz und interkulturelles Verständnis in Göppingen sichtbar gemacht werden. Geplant ist zudem ein Magazin, in dem über „gute Geschichten der Vielfalt“ berichtet werden soll. Für Zull geht es darum, Ziele „positiv zu formulieren“ anstatt „nur zu sagen, wogegen wir sind“. Und noch etwas möchte die Bürgermeisterin vermeiden: dass man sich in Göppingen im Kampf gegen braune Parolen unnötig verzettelt.

Quelle: Südwestpresse